Da kann man sich beim Erwerb schon mal fragen, ob man jetzt eigentlich eine Gehilfe oder doch ein Auto kauft. Zu Beginn sind die Seniorinnen noch ein wenig verhalten und es bedarf einiger Aufforderungen von Gabriele Hartenstein, Pflegedienstleiterin des Pflegedienstes Malteser Hatzenbühl. Sie hat es sich zusammen mit den Mitarbeitern des Sanitätshaus Kobbe zur Aufgabe gemacht, die Senioren an die Gehhilfen heranzuführen und ihnen zu zeigen, wie hilfreich ein Rollator sein kann. Durch den Parcours soll zusätzlich der sichere Umgang auf der Straße geübt werden. Darin ist die 74-jährige Amanda Veith bereits fit. Vor drei Jahren fasst sie aufgrund eines anstehenden Ausflugs nach Koblenz in die Landesgartenschau den Entschluss, sich einen Rollator zu zulegen. „Ich war damals schon nicht mehr so gut zu Fuß. Je näher der Ausflug rückte, desto unruhiger wurde ich. Also habe ich mir kurzerhand einen Rollator geholt. Ich bin auf der Bundesgartenschau damals so viel gelaufen, dass ich fast die ganze Heimfahrt verschlafen habe“, sagt sie schmunzelnd. Demnächst soll ein zweites Modell fürs Auto her. Gisela Stephany besitzt hingegen noch keinen Rollator. Bisher kann die 81-Jährige noch mühelos mit dem Fahrrad fahren. Eine kleine Testfahrt mit den passenden Informationen über Handhabung und Finanzierung könne aber trotzdem nicht schaden. „Wenn das Laufen schlechter wird, werde ich mir einen Rollator zu legen. Wobei es anfangs bestimmt komisch sein wird, zumindest so lange bis mich jeder im Dorf gesehen hat“, sagt Stephany und spricht damit ein Problem an, dass viele der Senioren mit Rollator anfangs geteilt haben: Das Eingeständnis beim Laufen mit den Jüngeren nicht mehr mithalten zu können und die Überwindung, sich dies vor den Augen der Nachbarn einzugestehen. „Es zu akzeptieren, dass man nun auf einen Rollator angewiesen ist, fällt schwer. Aber am Ende werde ich wahrscheinlich dankbar darüber sein“, weiß auch die 81-Jährige. Mehrere Millionen Rollatoren fahren momentan über die Straßen Deutschlands und erleichtern dabei den Alltag von älteren, aber auch von jüngeren Menschen, die zum Beispiel schwer erkrankt oder frisch operiert worden sind. Auf einmal kommt Helene Reis um die Ecke geflitzt. Sie hat zu Hause ihr Elektromobil geholt, den Rolls Royce unter den Rollatoren, wie die Frauen scherzen. Ingrid Bohlender vom Sanitätshaus soll sie bei einer Regenabdeckung beraten, damit sie künftig auch bei schlechtem Wetter in die Kirche fahren kann. Die 84-Jährige hat keine Hemmungen mit ihrem fahrbaren Untersatz über die Straße zu düsen. Im Gegenteil. Die unternehmungslustige Seniorin möchte ihre beiden Rollatoren nicht mehr missen. Rollatoren erhöhen die Mobilität und somit auch die Lebensqualität. „Freiheit auf vier Rädern“ eben. (resc)

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Donnerstag, den 16. Juli 2014